Von Arne Bauer
Jonathan Knoll vom FV Bad Waldsee
Stammzellenspende statt Kicken
von Arne Bauer | Am Faschingsdonnerstag bekam Jonathan Knoll den Anruf. «Sie kommen als Knochenmarkspender in Frage», wurde ihm von der DKMS, der Deutschen Knochenmarkspenderdatei, mitgeteilt. «Ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass ich das mache. Dafür habe ich mich ja registrieren lassen», beschreibt der 22-Jährige aus Bad Waldsee diesen Moment. Doch der Weg vom ersten Anruf bis zur Stammzellenspende ist weit. Die Wahrscheinlichkeit, als Spender in Frage zu kommen, ist winzig – denn damit zwei Menschen genetisch zusammenpassen, müssen Millionen möglicher Gewebemerkmale nahezu perfekt übereinstimmen. Doch nach mehreren Voruntersuchungen stand fest: Jonathan ist als Spender geeignet.
Als die finale Entscheidung im April fiel, war für den Studenten noch nicht abzusehen, dass er mit seinem FV Bad Waldsee um die Meisterschaft in der Kreisliga A1 im Bezirk Bodensee spielen wird. «Damals haben wir uns gefreut, dass der Klassenerhalt sicher ist», erinnert sich der Rechtsverteidiger. Doch seine Truppe nahm Fahrt auf, stand am 4. Mai erstmals an der Tabellenspitze. Es war das vorerst letzte Spiel für Jonathan – die folgenden drei Partien sollte er aufgrund der Stammzellenspende verpassen. «Ich hatte erst gehofft, dass es nur ein Spiel ist», so Knoll.
Am 8. Mai wurde in Ulm die periphere Stammzellentnahme durchgeführt – ein Verfahren, bei dem Blut aus einem Arm entnommen, in einer Maschine zentrifugiert und nach der «Filterung» der Stammzellen über den anderen Arm wieder zurückgegeben wird. Bei den Derbys gegen den SV Haisterkirch und die SG Aulendorf sowie beim Heimspiel gegen die FG 2010 Wilhelmsdorf/Riedhausen/Zussdorf war Jonathan zum Zuschauen verdammt. Im Abschlusstraining für das vorentscheidende Duell gegen den direkten Verfolger, den SV Ankenreute, stand er erstmals wieder auf dem Rasen – und drei Tage später direkt in der Startelf.
Bad Waldsee setzte sich mit 2:1 durch und bejubelte die Entscheidung im Titelkampf. «Wir haben eine Woche lang fast jeden Tag gefeiert», erzählt der Stammzellenspender, für den nach 70 Minuten Schluss war: «Die drei Wochen Pause habe ich schon gemerkt.» Natürlich hätte er in der entscheidenden Saisonphase gern auf dem Platz gestanden, eine Absage der Stammzellenspende stand aber nicht zur Debatte: «Ich würde es auf jeden Fall wieder so machen!» |