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Von Roman Horschig

Vereinsporträt Black Forest Futsal Freiburg

3–2–1 Push!

| Im Herbst 2022 wurde mit dem Black Forest Futsal der erste reine Futsal-Verein in Freiburg gegründet. Ein riesengroßer Schritt für den Sport in der Region. Auch mehr als ein Jahr nach der Gründung ist der junge Club eine Erfolgsgeschichte.

«Bisher habe ich keinen einzigen Moment bereut, ganz im Gegenteil!», sagt Vereinsvorstand Frank Uhle im Brustton der Überzeugung. «Es wird schon mal stressig, aber dann halten mir meine Trainerkollegen den Rücken frei.» Die Kollegen, das sind Jakob Stiefel und Nour Oueslati. Zusammen mit Uhle sind sie quasi das Triumvirat hinter dem ganz jungen Futsal-Verein aus Freiburg, der am 14. Oktober 2022 aus dem Boden gestampft wurde.

Eine Vereinsgründung in schwierigen Zeiten wie diesen erfordert Mut, die Umsetzung verdient daher großen Respekt. Für Uhle aber war es eine klare Sache, diesen entscheidenden Schritt zu gehen. Den Futsal hat er in seiner Zeit als Student an der Universität in Münster lieben gelernt, bei seiner Rückkehr nach Freiburg gründete er zuerst eine Futsal-Sparte bei seinem Heimatklub, dem Stauffener SC. Auf Dauer war das jedoch zu wenig für den sportbegeisterten Marketing-Manager.


Strukturen schaffen

Nach einigem bürokratischen Aufwand wie dem Gang zum Notar und der Eintragung ins Vereinsregister galt es, noch sieben Gründungsmitglieder zu finden. Danach war die Sache perfekt und die Black-Forest-Hallensportler konnten gleich in der SBFV-Futsal-Verbandsliga mitspielen. Eine Liga, die übrigens genauso jung ist wie der Verein – sie wurde erst 2022 ins Leben gerufen. Das Besondere daran: Für den Spielbetrieb dürfen sich auch Spieler aus unterschiedlichen Fußball-Mannschaften zu einem Futsal-Team zusammentun.

Am Ende konnte sich die reine Futsal-Truppe aus Freiburg direkt den Meistertitel holen! Auf den Aufstieg in die Regionalliga Süd wurde aber erst einmal bewusst verzichtet. Die Akteure im Verein sind sich nämlich sicher, dass zuerst Strukturen aufgebaut werden müssen, um kontinuierlich am Spielbetrieb teilnehmen zu können. «Mittlerweile haben wir jedoch den Kader und auch die Sponsoren, um die Regionalliga zu stemmen», stellt Uhle klar. Titelverteidigung in der südbadischen Verbandsliga und damit Aufstieg lautet also das Ziel der BFF-Kicker in der neuen Saison, die im Dezember startet und im März endet.

Die Verbandsliga ist die niedrigste Futsal-Liga, aber auch gleichzeitig die dritthöchste Spielklasse Deutschlands. Über der nächsthöheren Regionalliga kommt nur noch die Bundesliga. Ganz übergeordnet lobt Uhle die faire und freundschaftliche Atmosphäre während der Verbandsliga-Partien. «Wir sind auswärts von einem Team auch gleich zum Pizzaessen eingeladen worden», sagt der 37-jährige Vereinsvorstand. Damit es fair zugeht, stellt der SBFV pro Partie auch drei Schiedsrichter. Einer davon ist für die Zeitnahme zuständig, denn die Uhr wird angesichts von zwei Halbzeiten à 20 Minuten Nettospielzeit angehalten, wenn der Ball nicht rollt. Brutto ergibt sich damit eine Spielzeit von rund 70 Minuten, weshalb man sich schnell vom Gedanken verabschiedete, Doppelspieltage zu organisieren. «Die Belastung ist dafür durch die vielen Sprints zu hoch», erklärt Uhle. «Wer auf dem Feld steht, hat keine Sekunde Verschnaufpause.»


Schach in Hochgeschwindigkeit

Die Spielklassenstruktur im Futsal stellt sich in anderen Ländern viel professioneller dar: In Argentinien, wo «fútbol sala» entstanden sein soll, sind die besten Spieler große Stars. Viele Top-Kicker wie Messi oder Ronaldinho haben ihre Weltkarrieren mit Futsal begonnen. Der Sport fristet in Südamerika kein Nischendasein, sondern ist voll im Zentrum. Die Vorteile von Futsal liegen auf der Hand: Die Spieler haben extrem viele Ballkontakte, sind mit ständigen Positionswechseln konfrontiert und müssen unter maximalem Druck Entscheidungen treffen. Viele positive Aspekte des Futsal finden sich daher auch in der aktuellen DFB-Reform im Kinderfußball wieder.

«Wir nennen unseren Sport auch Schach in Hochgeschwindigkeit», sagt Uhle schmunzelnd. Taktische Elemente beim Futsal sind vor allem die Rotation, die Ballbehandlung mit der Sohle und der Flying Goalkeeper. Auch die berühmte Pike wird hin und wieder gern eingesetzt. Wer in diesen Kategorien stark ist, kann auch fußballerische Defizite ausgleichen. Als Uhle noch beim Stauffener SC Futsal spielte, schlug er mit der Kreisliga-B-Mannschaft des Vereins im schnellen Hallensport oftmals auch Oberliga-Teams.

Es ist ein verwandter, aber eben doch ein anderer Sport. Einer, der wie für Frank Uhle und seine Kollegen gemacht zu sein scheint. Mit dem BFF Freiburg gibt es nun erstmals eine reine Futsal-Anlaufstelle in der Region. Und der Sieg im Verbandsliga-Finale gegen Mundingen in der letzten Saison gibt den Gründern recht. Es tut sich also etwas in Südbaden, auch bei den Freiburger Ballartisten: Mit Lexware konnte nun auch ein großer Sponsor gewonnen werden und auch über die ansehnliche Homepage sammelt der Verein Spenden ein. Alles in allem scheint das Projekt auf ganz stabilen Füßen zu stehen. «Wir machen alles nachhaltig», sagt Uhle mit Nachdruck. Auch eine Frauenmannschaft wird derzeit aufgebaut – oder um es in BFF-Worten zu sagen: Nach vorn gepusht! Der Schlachtruf des Teams lautet nämlich «3-2-1 Push!» und stammt noch aus aus Zeiten der Spieler in der SBFV-Auswahl.


Gemeinschaft steht ganz vorn

Vor den Spielen machen sich die Akteure regelmäßig mit dem Song «Kalemba (Wegue Wegue)» heiß. Neben der Meisterschaft erreichte die Mannschaft so auch noch das Viertelfinale des renommierten IUTT-Turniers in Eindhoven. Dennoch: Eine feste Halle für die Spiele und das Training gibt es bei den Freiburger Futsalern derzeit noch nicht, diese buchen sich je nach Bedarf über die Stadt immer wieder neu in Spielstätten ein. Schließlich sind viele Sporthallen gerade im Winter langfristig gebucht. Für einige Partien ist man auch schon auf Wochentage ausgewichen.

«Das alles ist zwar aufwendig», berichtet Uhle, tut aber der guten Stimmung keinen Abbruch. «Bei den Übungseinheiten wird nach dem klassischen Warmup und einigen Spielformen dann immer viel gezockt!» Als Besonderheit steht auch bei jedem Training frisches Obst bereit – auch ein Zeichen, dass vor allem die Gemeinschaft im Verein im Vordergrund steht.

«Ich würde mir wünschen, dass der Futsal in Deutschland noch mehr nach vorn getragen wird», sagt Uhle und spricht damit allen Verfechtern des Sports aus der Seele. Tatsächlich steckt Futsal hierzulande noch in den Kinderschuhen, auch wenn es mittlerweile immerhin eine Bundesliga gibt. Diese wurde in der Saison 2020/21 erstmals ausgespielt und könnte langfristig auch für die Ballkünstler des BFF Freiburg ein Ziel sein. Aus Baden-Württemberg spielen in der höchsten Liga der TSV Weilimdorf und der Stuttgarter FC mit.

38 Mitglieder hat der Verein nach einem Jahr Arbeit – die Hälfte davon sind Frauen. «Wenn man überlegt, dass es manche Clubs bereits seit über 100 Jahren gibt, dann ist das für uns natürlich auch ein Ziel», gibt Uhle mit Klarheit zu Protokoll. Ein weiter Blick in die Ferne, doch wenn jedes Jahr davon nur ansatzweise so erfolgreich wird wie das erste, dann steht dem Black Forest Futsal eine große Zukunft bevor – immerhin wurde der Vereinsname so gewählt, dass er auch international funktioniert, erklärt Uhle mit Augenzwinkern. |